Eine ungewöhnliche Platte Rüdiger Bierhorst singt auf seinem neuen Album über Niedergeschlagenheit, Angst, Melancholie und Liebeskummer - und schöpft Hoffnung daraus »Eine weise Entspanntheit durchzieht dieses fantastische Album«, schreibt der Berliner Lesebühnenautor Thilo Bock in seinen Linernotes zum vierten Soloalbum von Rüdiger Bierhorst und ist damit eigentlich schon am Kern dieser Platte, im Zentrum des Kreisels. Sah man sich von Bierhorst solo und als Teil der Monsters Of Liedermaching in der Vergangenheit eher zu »seligen Mitsingnächten« eingeladen, wie Thilo Bock sagt, sei es nun Zeit gewesen für eine »ungewöhnliche Platte«, wie Bierhorst selbst sagt. Bierhorst ist hier vielmehr Geschichtenerzähler, läßt Platz für Stimmungen und Bilder, in denen man auf Entdeckungsreisen gehen, es aber auch bleiben lassen darf. Zu gescheit will er auf keinen Fall wirken. »Wir haben vieles rausgefunden. Zum Beispiel: Raum macht was mit Zeit. Und alles ist mit allem verbunden«, singt er im Lied „Muscheln nennen Fische Vögel“, schließt jedoch mit »Ich glaube, das geht mir zu weit«. Er läßt seine Gedanken lieber frei in eine Gitarrenatmosphäre münden, setzt auf einen ganz eigenen Sound, so wie es Vorbilder wie Pink Floyd oder Peter Gabriel taten, und erinnert mit seiner Harmonieverspieltheit und Opulenz fast schon an die Supergroups der Siebziger. Bierhorsts letztes Soloalbum „Unerreichbar“ erschien 2010. Eine lange Zeit, aber nicht zuletzt dem großen Erfolg geschuldet, den der gebürtige Konstanzer mit seiner Gruppe Monsters Of Liedermaching feierte, die als eine Art verquere Liedermacher-Boygroup mit ihrem Album „Schnaps und Kekse“ 2012 sogar die Top20 der deutschen Albumcharts erreichten. Und nun meldet sich Bierhorst - völlig gegen den Strich - mit einem Album zu Wort, das ausschließlich Gefühle wie Niedergeschlagenheit, Angst, Melancholie und Liebeskummer thematisiert, ohne allerdings dabei gefühlsduselig zu werden oder eine Ausweglosigkeit zu bejammern. Ganz im Gegenteil ist es für ihn trotzdem und vielleicht auch gerade deswegen ein positives Album, das die Liebe und die Hoffnung feiert. BIOGRAPHIE 1963 in Konstanz am Bodensee geboren, zieht Rüdiger Bierhorst, nach ersten musikalischen Gehversuchen in der Schülerband, 1986 nach Berlin um Rechtswissenschaften zu studieren. Nebenbei absolviert er erste Auftritte als Solokünstler, bevor er 1996 nach Bonn weiterzieht, dort das Studium abbricht und erste ernstzunehmende künstlerische Tätigkeiten in Angriff nimmt, die 1999, zurück in Berlin zur Veröffentlichung ders ersten Solo-CD „Ohne Gewähr“ führen. 2003 ist er zu Gast beim Hamburger Rockspektakel, wo er sich spontan mit den anderen Liedermachern des Abends zu einem gemeinsamen Auftritt zusammentut. Wie gut diese Idee war, zeigt sich daran, daß die „Monsters of Liedermaching“ noch heute bestehen und regelmäßig deutschlandweit auf Tour und auf großen Festivals zu Gast sind. Acht CDs wurden in dieser Formation bisher veröffentlicht, das Album „Schnaps und Kekse“ erreichte sogar Platz 18 der deutschen Albumcharts. Eine weitere Kollaboration ergab sich 2005 mit dem Pianisten Sven Panne, mit dem er als Duo „PanneBierhorst“ zwei Live-Alben herausbrachte. Solo erschien 2005 auch das Album „Ich jetzt“, 2010 dann die CD „Unerreichbar“. Seit seiner Verabschiedung aus dem festangestellten Arbeitsleben im Jahr 2010 ist Bierhorst nun unentwegt als Solist oder mit PanneBierhorst oder den Monsters of Liedermaching unterwegs. |