Mit "Sonus Variegata" präsentiert das Jazzorchester Vorarlberg ein Album, das den Facettenreichtum seines Titels nicht nur verspricht, sondern in jeder Nuance hörbar macht. Die federführenden Köpfe dahinter, Martin Eberle und Benny Omerzell, gehören seit Jahren zu den prägenden Figuren der österreichischen Musikszene. Erscheint als CD auf Jazzwerkstatt Wien. Schon der erste Eindruck ist einer der Kontraste: Eine von elektronischer Musik und Indierock inspirierte Rhythmusgruppe bildet das Fundament, auf dem die farbige Palette von Blech und Holz aufblüht. Diese Instrumentengruppen dürfen sich in Grooves und sphärischen Klangwolken verlieren, wechseln spielerisch zwischen kontrollierter Präzision und hingebungsvoller Entfesselung. Mal ist es ein leises, fast sakrales Raunen, dann wieder ein wuchtiger, ungestümer Ausbruch – immer in fließendem Übergang. Der Titel "Sonus Variegata" verweist auf die botanische Erscheinung der Variegation, bei der Blätter durch Chlorophyllmangel verschiedenfarbig durchzogen erscheinen. Dieses Bild passt perfekt: Auch musikalisch geht es hier um Vielschichtigkeit, um das Nebeneinander von Gegensätzen, die sich gegenseitig verstärken. Jazz trifft auf Post-Rock, minimalistische Strukturen reiben sich an eruptiven Noise-Momenten, funkige Akzente blitzen ebenso auf wie kammermusikalische Fragilität. Immer wieder überraschen die Übergänge zwischen sorgfältig komponierten Passagen und improvisatorischer Freiheit – eine Buntheit, die nie beliebig wirkt, sondern organisch zusammenwächst.
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