Es gibt Bands, deren Bedeutung sich nicht in Charts oder Plattenverkäufen messen lässt – Requiem in White ist eine solche Band. Zwischen 1985 und 1994 erschuf die Gothic-Rock-Formation ein faszinierendes musikalisches Universum, das düstere Klanglandschaften mit romantischer Theatralik verband. Nach langer Pause (30 Jahre) meldet sich die Band nun mit einem neuen Album zurück. "Hymnal Of Remembrance" erscheint als CD und Vinyl-LP auf The Circle Music. Angeführt von der eindringlichen Stimme Lisa Hammers und den gitarristischen Visionen von Doc Hammer, erschufen sie ein Klangbild, das seiner Zeit weit voraus war – und das bis heute seine Spuren hinterlässt. In einer Ära, in der der Gothic Rock noch weitgehend unorganisiert war, vor allem in ihrer Heimatstadt Boston, mussten sich Requiem in White ihren Platz erkämpfen. Doch genau dieser Kampf, diese Unangepasstheit, verlieh ihrer Musik eine besondere Authentizität. Ihr Sound war keine bloße Nachahmung europäischer Vorbilder, sondern eine eigenständige Mischung aus mittelalterlicher Schwermut, opernhafter Dramatik und einer rohen, fast rituellen Emotionalität. Ihre Demo-Tapes wurden gejagt, ihre Auftritte gefeiert, ihre Existenz mystifiziert. Der Mythos um die Band wurde nicht zuletzt durch ihre konsequente Verweigerung jeglicher medialer Selbstvermarktung befeuert. Keine Interviews, keine PR – stattdessen ein geheimnisvoller Schleier, der ihre ohnehin schon ätherische Musik noch rätselhafter erscheinen ließ. Der Umzug nach New York 1989 katapultierte sie endgültig ins Zentrum der aufblühenden Gothic-Szene. Auftritte im legendären Limelight, CBGB oder der Danceteria festigten ihren Ruf – nicht nur als Band, sondern als Phänomen.